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Test: Seek Thermal Compact XR

(Bildquelle: Seek Thermal)

Fazit

Bis Anfang des Jahres war die Seek Thermal Compact XR  lediglich in den USA und in Kanada erhältlich. Seit Januar gibt es die Wärmebildkamera aber auch in Deutschland zu kaufen. Wir hatten die Gelegenheit, die App-gesteuerte Infrarotkamera in einem zweiwöchigen Test genauer unter die Lupe zu nehmen und auf seine Alltagstauglichkeit zu prüfen.

Seek Thermal Compact XR : Eine bunte Welt in Infrarot

Die Wärmebildkamera Seek Thermal Compact XR für Smartphones und Tablets docken Sie an den USB- bzw. Lightning-Anschluss an. Mithilfe der kostenlosen Android- und iOS-App zeigt Ihnen die Seek Thermal Compact XR  Ihre Umwelt in Infrarotsicht. Das heißt, dass sie die für das menschliche Auge unsichtbaren Infrarotbereiche als sichtbare Farben darstellt. Die Infrarotkamera zeigt also nicht Gegenstände und Formen, sondern ausschließlich die Wärmeabstrahlung der Objekte an.

Im Haushalt lässt sich diese Fähigkeit zum Beispiel dazu nutzen, unerwünschte Wärme- und Kältequellen zu identifizieren. Das können undichte Fenster sein, die zu viel Wärme nach außen entweichen lassen, energieineffiziente Heizkörper oder Lecks in Wasserleitungen sein. Letztere zeichnen sich dann durch eine niedrige oder hohe Wärmeabstrahlung in der Wand bzw. dem Boden ab.

Die Seek-thermal-Wärmebildkameras gibt es in mehreren Varianten. Wir hatten für unseren Test die Compact-XR-Variante für iOS mit Lightning-Anschluss zur Verfügung. Sie kostet rund 320 Euro. Die Android-Version gibt es bereits ab 300 Euro.

Das Transportgehäuse der Seek Thermal Compact XR umschließt die Kamera wasserdicht.
Das Transportgehäuse der Seek Thermal Compact XR umschließt die Kamera wasserdicht. (Bildquelle: Smart home AREA)

Im Lieferumfang findet sich neben der Kamera ein wasserdichtes Transportgehäuse, das die kleine Kamera sicher umschließt und auch gegen Stürze aus mindestens einem Meter schützt. Mehr als dieser Zusatzschutz ist nicht notwendig, denn Kabel, Batterien oder weitere externe Hardware benötigt sie nicht. Ein kleiner Schlüsselring liegt ebenfalls in der Verpackung. Wer will, kann die IR-Kamera also auch zu seinen Schlüsseln in die Hosentaschen stecken – so klein ist sie.

Die Seek Thermal Compact XR kommt ohne eigene Energieversorgung aus, bedient sich dafür aber bei dem Akku des genutzten Smartphones bzw. Tablets. Bei längeren Außenarbeiten empfiehlt sich deshalb dringend, eine Powerbank mitzunehmen, denn die Seek Thermal Compact XR  ist ein echter Batteriefresser. XR steht im übrigen für „Extended Range“ und verspricht Wärmeerkennung in einem Entfernungsbereich von bis zu 600 Metern.

Die Seek Thermal Compact XR wiegt dank Magnesiumgehäuse nur 15 Gramm. (Bildquelle: Seek Thermal)

Die Kamera selbst fühlt sich auf den ersten Blick billig an. Ein zweiter Blick offenbart aber, dass das vermeintliche Plastikgehäuse in Wirklichkeit aus Magnesium besteht. Das erklärt auch, wieso die Seek Thermal Compact XR gerade einmal 15 Gramm wiegt und dennoch nach zwei Wochen täglicher Benutzung keinerlei Abnutzungserscheinungen zeigte. Der Lightning-Stecker passt immer noch straff wie am ersten Tag und nichts wackelt – nicht einmal Kratzer haben wir in die Kamera machen können. Allerdings passt sie so gut an ein iPhone 6, dass kein Platz für eine Hülle oder einen Bumper bleibt.

Hinweis: Nutzer von Apple-Geräten sind im Falle der Seek Thermal Compact XR gegenüber Android-Usern im Vorteil. Da der Lightning-Stecker im Gegensatz zum USB-Stecker symmetrisch d. h. verdrehsicher ist, können Sie die Kamera bei iPhones und iPads in beide Richtungen einstecken. So lässt sich zwischen Selfies oder Umgebungsaufnahmen durch einfaches Umstecken wechseln.

Nach Installation der Seek-thermal-App verlangt diese beim ersten Start umgehend nach der Kamera – und umgekehrt. Das Einstecken der Seek Thermal Compact XR ruft automatisch eine Aufforderung, die App zu öffnen, auf das Display. Sehr praktisch, denn so startet ein einziger Tipp auf den Bildschirm die Anwendung. Nach diesem Schnellstart ist die Kamera sofort betriebsbereit. Weitere Einstellungen sind nicht notwendig.

In der Wärmeansicht stellt die Seek Thermal Compact XR die Umwelt in wählbaren Falschfarben dar. Zur Auswahl hat der Hersteller insgesamt neun unterschiedliche Farbpaletten in der App bereit gestellt. Vom knallrot-orangenem „Iron“-Farblayout bis hin zur schwarz-weiß Darstellung ist bestimmt für jeden Geschmack etwas dabei.

Die App der Seek Thermal Compact XR bietet zur Darstellung verschiedene Thermomodi an. (Bildquelle: Seek Thermal)

Zusätzlich bietet die App die Darstellung von unterschiedlichen Thermal-Modi an. Diese halten sich farblich an die Vorgaben der ausgewählten Farbpaletten, arbeiten aber zusätzlich mit Schwellenwerten, die das Bild beeinflussen.

Zur Abrundung gibt es noch den interessanten Mix-Modus. In diesem Split Screen teilt sich das Bild der Thermalkamera das Display mit einer Aufnahme aus der Smartphone-/Tablet-Kamera. Das Darstellungsverhältnis ist in dieser Ansicht frei einstellbar, funktioniert allerdings nur im Hochformat. Dieser Modus ist an sich eine schicke Idee, denn er ergänzt das oftmals schwer erkennbare Thermalbild um Details aus dem für Menschen sichtbaren Lichtspektrum.

Im Mixed Mode sehen Sie das Bild der Seek Thermal Compact XR und das im iPhone eingebauten Kamera parallel. (Bildquelle: Seek Thermal)

Im Betrieb mit dem iPhone konnte er uns aber nicht überzeugen. Die beiden Ansichten haben sich nie wirklich zu einem stimmigen Bild ergänzt und wurden teils in unterschiedlichen Größen dargestellt. Wahrscheinlich sind die Seek Thermal Compact XR und die im Trägergerät eingebaute Kamera zu weit von einander entfernt, um eine Überlappung sauber zu berechnen. So bleibt dieser Modus (auf dem iPhone) eine nette Spielerei.

Die Nutzung der Seek Thermal Compact XR war für uns gewöhnungsbedürftig. Das liegt zum Teil daran, dass sich die Kamera an der Unterseite des iPhones befindet und nicht wie gewohnt am oberen Ende eines Smartphones oder Tablets. Dazu kommt, dass die Seek Thermal Compact XR  gerade einmal einen Blickwinkel von 20° erfasst. Über einen optischen Zoom verfügt sie nicht. Die Handhabung und Bildgestaltung erinnert an Fotografie mit einer Festbrennweite. Ein kleiner Kompromiss ist ein Digitalzoom, der allerdings nur marginale Anpassungen des Bildausschnittes zulässt. Dazu kommt, dass das Objektiv über eine fokussierbare Linse verfügt. Sie muss der Nutzer mithilfe eines Einstellrings scharf stellen, um die bestmögliche Bildschärfe zu erreichen. Eine Point-and-shoot-Kamera, wie wir es heute von Digitalkameras gewohnt sind, erhalten Sie mit der Seek Thermal Compact XR also nicht.

Seek Thermal Compact XR: Geräuschvolle Aufnahme

Ebenfalls verwirrend war anfangs ein permanentes Klicken, das nach Aktivierung der Kamera zu hören war. Das ist allerdings vollkommen normal und entsteht dadurch, dass sich die Wärmebildkamera immer wieder selbst neu kalibriert.

Aufgrund des limitierten Blickwinkels sind großflächige Ansichten im Inneren von Räumen und Wohnungen kaum möglich. Im Test mussten wir uns immer wieder weit von unserem Motiv entfernen, um den gewünschten  Bildausschnitt zu erhalten. Um zum Beispiel ein komplettes Notebook zu fotografieren, war ein Abstand von mindestens zwei Metern nötig.

Da die Seek Thermal Compact XR nur einen kleinen digitalen Zoom besitzt, müssen Sie teilweise viel Abstand vom zu fotografierenden Objekt nehmen. Hier waren es zum Notebook gut zwei Meter. (Bildquelle: Seek Thermal)

Der Bildsensor der Sensor der Seek Thermal Compact XR löst mit 32.136 Pixel auf. Das ist für eine IR-Kamera dieser Preisklasse ganz ordentlich. Entsprechend haben die Infrarotbilder eine maximale Auflösung von 206 x 156 Pixel. High Resolution-Bildmaterial können Sie auf diese Weise natürlich nicht erstellen. Das ist aber weder Anspruch noch Zweck des der Thermal Compact XR . Profi-Wärmebildkameras kosten mehrere tausend Euro und die Seek Thermal Compact XR  schlägt sich für ein Produkt im Endkundensegment durchaus beachtlich gut.

Die Seek Thermal Compact XR lebt in ihrer eigenen Welt. Für sie macht es keinen Unterschied, ob Licht vorhanden oder es stockdunkel ist, denn sie nimmt nur das Infrarot-Spektrum wahr. Darum ist es ist es für den Wärmebild-Einsteiger auch verwirrend, dass zum Beispiel Fenster eine natürliche Barriere für die Kamera darstellen. Die Wärmesensoren können nicht hinter das Glas sehen und so ist eine Fensterscheibe – obwohl wir Menschen hindurch sehen können – für die Kamera eine undurchdringbare Mauer. Dieser Effekt tritt auch auf, wenn Sie Brillenträger aufnehmen. Die Oberflächentemperatur der Brillengläser ist um so viel niedriger als die des Kopfes, weshalb sie als extrem kalt und quasi in einer Farbe dargestellt werden. Bis zu den dahinter liegenden Augen kommt die Kamera erst gar nicht.

Die Seek Thermal Compact XR kann keine Glasflächen wie Fenster oder Brillen durchdringen. (Bildquelle: Smart home AREA)

Die Thermal Compact XR  eignet sich auch für die Pirsch. Jäger können nachts ihre Beute aufspüren, denn die Wildtiere strahlen mehr Wärme, als der Wald oder die Wiese. Hausbesitzer können die Seek Thermal Compact XR nutzen, um ihre Fenster und Türen auf Wärmeverlust und Wasserleitungen auf Lecks zu überprüfen. Denn in diesen Szenarien kommt es zu Wärmeunterschieden an den Oberflächen. Je stärker sie sind, desto klarer zeigt sie die IR-Kamera an.

Selbstredend hilft die Seek Thermal Compact XR auch in Wohnungen, unter dem Spülkasten und in elektrischen Schaltkästen. Dann allerding mit den angesprochenen Einschränkungen und dem sehr engen Blickfeld.

Die Seek Thermal Compact XR entdeckt Einbrecher als auch Probleme unter dem Spülbecken. (Bildquelle: Seek Thermal)

Sehr gut gefallen haben uns jene Anzeigemodi, die auch Temperaturen anzeigen. Dabei waren wir teils sehr überrascht über die Genauigkeit, mit der die Seek Thermal Compact XR Oberflächentemperaturen auch auf größere Distanzen ermittelt. Als wir beispielsweise auf die Sonne fokussierten, hat uns die Kamera im Nu ihren Maximalwert von 330° angezeigt.

Die Seek Thermal Compact XR fotografiert zwar nicht durch Glas, aber dafür durch Kleidung hindurch. (Bildquelle: Smart home AREA)

Die Messung der Temperatur des Straßenbelages aus dem Auto heraus hat mit der Außentemperaturanzeige unseres Fahrzeugs gradgenau übereingestimmt, und die von der Seek Thermal Compact XR ermittelte Temperatur eines auf heiß gestellten Wasserhahns wich gerade einmal um 2 Grad von der Messung mit einem Thermometer ab.

Die Seek Thermal Compact XR misst überraschend genau. (Bildquelle: Smart home AREA)
Seek Thermal Compact XR: Faszinierende Wärmebildkamera mit einfacher Handhabung. (Bildquelle: Seek Thermal)

Die Seek Thermal Compact XR ist ein faszinierendes Stück Technologie und überzeugt durch hochwertige Verarbeitung, einfache Handhabung und hohen Informationswert. Besonders beeindruckt hat uns die Genauigkeit von Temperaturangaben auf Oberflächen auch in größerer Distanz. Schnelle Wärmebilder und -informationen stellt die Seek Thermal Compact XR im Handumdrehen dar. Um schärfere Bilder und optimierte Bildausschnitte zu erhalten, benötigen Sie aber ein wenig Übung und Fingerspitzengefühl. Die dazugehörige App macht einen guten Eindruck. Im gesamten Testzeitraum hat sie sich keinen einzigen Absturz erlaubt. Dazu kommt, dass der Hersteller über die App umfangreiche Funktionen wie mehrere Farbschemata und Ansichtsmodi mitliefert. All das bekommen Sie allerdings nicht zum Schnäppchenpreis. Sie sollten bei der Anschaffung der Compact XR einen konkreten Anwendungsfall haben. Als reines Gadget ist sie für die meisten zu teuer.

Seek Thermal Compact XR

64%
64%
Ausreichend

Sehr leichte, kompakte und hochwertige Wärmebildkamera für Apple iPhone/iPad. Für den ambitionierten Privatanwender, die auf einen optischen Zoom verzichten können und sicht nicht am etwas hohen Preis und der recht niedrigen Auflösung stoßen in Ordnung.

Pro
  1. Extrem leicht
  2. Kompakt und robust
  3. Einfache Installation
  4. Verschiedene Thermomodi
Kontra
  1. Hoher Stromverbrauch
  2. Recht niedrige Bildauflösung
  3. Kein optischer Zoom
  4. Etwas hoher Preis
  • Verarbeitungsqualität
    9
  • Handhabung
    6
  • Bildqualität
    6
  • Stromverbrauch
    5
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
    6
  • User Ratings (0 Votes)
    0

Sensor

Vanadium-Oxyd-Microbolometer

Auflösung

206×156 Pixel (32.136 Bildpunkte)

Pixelgröße

12 μm

Optik

Chalkogenide-Linse (fokussierbar)

Fokus

fokussierbar von 40cm bis 600m, Makro

Blickwinkel

20°

Gehäuse

Magnesium

Wellenlänge

7.2 bis 13 µm (mittleres Infrarot)

Temperaturbereich

-40° bis 330°C (-40° bis 626°F)

 Bildfrequenz

< 9 Hz

Abmessungen

4 x 2 x 1,5 cm

Gewicht

15 g

Farbe

Schwarz

Modelle

Android

iOS

Anschluss

Micro-USB

Lightning

OS-Version

ab Android 4.3

ab iOS 7

Auflösung / Bildformat

832 × 624 Pixel / JPG (4:3)

832 × 468 Pixel / JPG (16:9)

 

Preisvergleich Seek Thermal Compact XR

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