Netatmo Welcome: Unterwegs das Zuhause überwachen
Mit der Netatmo Welcome kommt ist eine Indoor-Kamera auf dem Markt, die über Nachtsicht und eine Gesichtserkennungsfunktion verfügt. Ob das Sinn macht und wie sich das Smart-home-Gadget im Alltag schlägt, haben wir in einem mehrwöchigem Test geprüft.
Netatmo Welcome: Gold ist das neue Schwarz
Die Netatmo Welcome verfügt über das gleiche puristische Zylinderdesign wie die Netatmo Wetterstation, die wir bereits ausgiebig getestet haben. Sie lässt sich zwar ins Netatmo-System integrieren, funktioniert aber auch eigenständig. Die auffälligsten Unterschiede sind die Kameralinse und das goldfarbene Aluminium-Gehäuse. Rückseitig verfügt die Kamera neben der Stromversorgung über einen Netzwerkanschluss und einen MicroSD-Karteneinschub. Netatmo legt der Welcome hierfür eine 8-GByte-Speicherkarte bei, auf die sie sämtliche Identifikationsdaten speichert. Diese bleiben im Gegensatz zu den aufgezeichneten Wetterdaten ausschließlich lokal gespeichert und gelangen nicht in die Cloud.
Die Netatmo Welcome nehmen Sie je nach Vorliebe auf unterschiedliche Arten in Betrieb – alle denkbar einfach. Sie können mit der App (Android und iOS) starten oder die Smart-home-Kamera über USB an Ihren Rechner anschließen und das dazugehörige Installationsprogramm aufrufen. In beiden Fällen integriert sich die Kamera schnell und einfach in Ihr Smart-home-Netzwerk.
Bei der Positionierung Ihres neuen Überwachungsgerätes sind Sie leicht eingeschränkt, denn die Welcome-Kamera besitzt keinen Drehmotor und verlangt nach dauerhafter Stromversorgung. So müssen Sie einen Platz finden, an dem Sie einen großen Bereich überwachen können und der in maximal 1,80 Metern Entfernung zu einer Steckdose liegt. Denn genau so lang ist das mitgelieferte Stromkabel. Mit einem Verlängerungskabel können Sie die Distanz natürlich vergrößern. Sollten Sie die Welcome nicht über WLAN, sondern per LAN betreiben, müssen Sie zusätzlich in Kabelreichweite eines Netzwerkzugangs (Netzwerkdose, Router, Switch) bleiben.
Die Netatmo Welcome verfügt über einen 4-MP-Videosensor, mit dem sie 130°-Aufnahmen in Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) aufzeichnet. In unserem Test hat sich die Linse als sehr stark lichtabhängig präsentiert. Gestochen scharfe Bilder hat die Welcome trotz HD-Option nicht geliefert. Grundsätzlich nahm die Bilderqualität zu, je mehr Tageslicht vorhanden war.
Nach erfolgreicher Inbetriebnahme zeigt sich die Welcome als extrem wissbegierig und will umgehend ihre neue Familie kennenlernen. Damit beginnt ein bisweilen nerviger, aber notwendiger Prozess, während dem die Welcome-Kamera alle Gesichter, die sie erkennt, analysiert und einer Person zuordnet. Bei unbekannten Gesichtern fragt sie sofort nach, wer da gerade durch ihren Aufnahmebereich lief. Anschließend obliegt es Ihnen, ob Sie die Gesichter verifizierten Personen über die App oder das Onlineportal zuweisen.
Die Gesichtserkennung funktioniert sehr gut. Im Test erhöhte sich die Quote an richtig identifizierten Familienmitgliedern innerhalb kürzester Zeit erheblich. Nach mehreren Wochen lag sie aber immer noch nicht bei 100 %. Das mag an unterschiedlichen Lichtverhältnissen und Blickwinkeln liegen, die den Algorithmus irritieren. Oder daran, dass die Welcome in unserem Testhaushalt mit drei langhaarigen, ähnlich großen Damen einen schweren Stand hatte. Tipp: Sie sollten dringend vermeiden, die Kamera auf Bilder (Porträts) oder gar den Fernseher zu richten. Letzteres hat während der Testphase zu einer Flut von Meldungen geführt, dass unbekannte Personen gesichtet wurden – allesamt Schauspieler.
Im Default-Modus nimmt die Netatmo Welcome bei entdeckten Bewegungen ein ca. 30 Sekunden langes Video auf der internen MicroSD-Karte auf. Stellt sie fortwährende Aktivitäten fest, so summiert sich die Gesamtlänge des Films. Außerdem speichert die Kamera einen Screenshot für jedes Ereigniss in der Cloud. Die Wahrscheinlichkeit, auf diese Weise ein HD-Bild eines potenziellen Einbrechers zu erhalten, ist allerdings gering.
Die Video-Settings lassen sich komfortabel und individuell konfigurieren. Beispielsweise können Sie die automatische Aufnahme von bekannten Personen deaktivieren, um die Daten- und Mitteilungsflut so einzudämmen. Sofern nicht deaktiviert, verschickt die Welcome-Kamera ansonsten Mitteilungen zu allen möglichen Anlässen. Dazu gehört zum Beispiel die freundliche Begrüßung, wenn sie ihren Besitzer nach längerer Zeit wieder sieht. In unserem Testszenario erhielten wir beim Betreten der Wohnung eine Nachricht mit „Willkommen zu Hause!“. Ebenso verschickt die Kamera Benachrichtigungen, wenn sie ein bekanntes oder unbekanntes Gesicht, oder auch nur eine Bewegung erkannt hat. Diese Mitteilungen können Sie natürlich auf weitere Geräte wie Smartwatches oder Tablets weiterleiten.
So schön es aber zu wissen ist, dass die Kinder wohlbehalten nach Hause gekommen sind, die Menge der Nachrichten hat das Potenzial auf die Nerven zu gehen. Insbesondere Haustierbesitzer werden auf jeden Fall die Benachrichtigung bei entdeckten Bewegungen sehr schnell deaktivieren wollen und stattdessen selbst nach dem Stand der Dinge sehen. Es sei denn, Netatmo baut eine Tiererkennung in die Software ein.
Im Fernüberwachungsmodus, d. h. wenn Sie nicht Zuhause sind, hat sich das „zusätzliche goldene Auge“ als zuverlässiger Informant erwiesen. In der App beziehungsweise im Onlineportal können Sie sich jederzeit in einer Timeline-Übersicht über gemeldete Aktivitäten informieren. Einzelne Vorkommnisse dürfen Sie sich als Bild oder genauer als Video ansehen. Im Test hat das auch im mobilen Datennetz gut funktioniert. Die Welcome-Aufnahmen konnten wir uns im LTE-Netz recht zügig anschauen. Die Darstellungsqualität des Videos ist dann natürlich abhängig von den Einstellungen und der Datenverbindung. Wer nicht über einen Mobilfunkvertrag mit hohem Datenvolumen verfügt, sollte lieber warten, bis er sich wieder in einem WLAN befindet. Es gibt zwar die Möglichkeit eines Live-Streams, allerdings funktionierte der im Test nur mit einer Latenz von 10 bis 20 Sekunden.
Netatmo Welcome: Nachtsicht dank Infrarotkamera
Die Netatmo Welcome arbeitet Tag und Nacht. Damit dies funktioniert, verfügt sie über einen Nachtsichtmodus. Mithilfe eines Infrarot-Moduls nimmt die Kamera auch bei schwindendem oder kaum vorhandenem Licht Bilder auf. Natürlich geht das zu Lasten von deren Qualität. Außer Schwarz, Weiß und Grautönen existieren im Infrarot-Spektrum keine Farben und von Full-HD kann natürlich keine Rede mehr sein. Sie genügt jedoch vollkommen, um rund um die Uhr den bestmöglichen Überblick zu behalten.
Trotz Gesichtserkennung, guter Verarbeitungsqualität und schickem Design ist die Netatmo Welcome zum Preis von rund 180 Euro alles andere als ein Schnäppchen. Dafür liefert sie für eine Überwachungskamera gute bis sehr gute Ergebnisse bei Tag und Nacht.
Sobald Sie die Mitteilungen auf ein für Sie passendes Maß eingestellt haben, erhalten Sie mit der Netatmo Welcome ein wachsames Auge, das Ihnen auch unterwegs zuverlässig einen Blick auf das Geschehen zu Hause ermöglicht.
Zum Test der Netatmo Wetterstation
Preisvergleich Netatmo Welcome
Gehäusematerial |
Aluminium und Kunststoff |
Kamera |
4-MP-Sensor, bis zu 1.920 x 1.080 Pixel |
Schnittstellen |
|
LAN |
Ethernet 10/100 MBit/s |
WLAN |
802.11 b/g/n (2,4 GHz) |
USB |
USB 2.0 |
Datenspeicherung |
MicroSD-Karte bis zu 32 GByte (8-GByte-Karte im Lieferumfang enthalten) |
Abmessungen |
45 x 45 x 155 mm |
App |
Android und iOS |
Preisvergleich Netatmo Welcome
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