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Sonos Era 300: Dolby Atmos-Lautsprecher im Test

Sonos Era 300 (Bildquelle: Sonos)

Einleitung

Sonos will mit dem Era 300 in eine neue Ära starten. Große Worte, denen Sonos auch Taten folgen lässt. Der Sonos Era 300 ist mit all den Vorteilen eines Sonos-Systems ausgestattet, die man bisher mit dem Namen Sonos verbunden hat. Doch darüber hinaus besitzt der smarte WLAN-Lautsprecher eine außergewöhnliche Eigenschaft, in der Sonos die kommende Klanggeneration sieht: Spatial Audio oder auch 3D Audio genannt.

Was ist Spatial Audio?

Sonos Era 300 im Test: Spatial Audio lässt den Hörer tiefer in die Musik eintauchen.
Spatial Audio erschafft dreidimensionale Klangräume. (Bildquelle: Apple)

Von den meisten unbemerkt, hat Spatial Audio in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Das Verfahren ist in vielen Filmen, TV-Serien und Musik zu finden, die mit Dolby Atmos arbeiten. Dabei hat sich Spatial Audio zu einem Sammelbegriff für Musik entwickelt, die das Dolby Atmos-Format nutzt, um dreidimensionale Klangräume zu erschaffen, obwohl physisch z. B. nur eine Lautsprecherbox vorhanden ist. Surround-Sound in der Musik soll Hörer nicht nur näher zur Musik bringen, d. h. sie plastischer machen, sondern in sie hineintauchen lassen. Spatial Audio soll mehr Räumlichkeit, mehr Tiefe erzeugen und dennoch ein genaueres Orten von Stimmen und Instrumenten ermöglichen.

Sonos-Lautsprecher gehören von Haus aus nicht gerade zu den günstigen Smart Speakern. Und auch der Sonos Era 300 liegt mit rund 450 € eher im oberen Preissegment. Zum Vergleich: Der knapp drei Jahre ältere Stereolautsprecher Sonos Five kostet ebenso viel und hat im Gegensatz zum Era 300 Gigabit-LAN.

Kombinationsadapter für Sonos Era 300 mit Gigabit-LAN und Audioeingang. (Bildquelle: Sonos)

Gegen 45 € extra bietet Sonos jedoch einen Kombinationsadapter für den USB-Typ-C-Port, der sowohl einen LAN-Anschluss als auch einen analogen 3,5-mm-Audioeingang enthält. Wer nur den Eingangsadapter benötigt, kann den entsprechenden USB-Typ-C-Adapter für 25 € extra kaufen.

Für die ungewöhnliche Gehäuseform bietet Sonos auch eine Wandhalterung (je 89 €) und einen Standfuß (169 €). Diese werden wohl alle benötigen, die den Era 300 in einem Surround-Sound-Szenario einsetzen. Ziemlich happige Preise, wie wir finden. Ob sich allein die Kosten für den Sonos Era 300 rechnen zeigt der folgende Test.

Das Design des mattschwarzen oder -weißen Era 300 erscheint für ein Sonos-Produkt etwas ungewohnt, hat jedoch seinen Grund. Erst die ungewöhnliche Anordnung der Treiber und Verstärker ermöglicht eine räumlichere Audiowiedergabe aus einem Speaker. Die integrierten zusätzlichen Elemente zur Schallwellenführung (Waveguides) sorgen dafür, dass der Klang in alle Richtungen abgestrahlt wird und somit ein immersives Klangerlebnis entsteht.

Im Inneren des Era 300 sind sechs Treiber verbaut, die jeweils ein eigener Class-D-Verstärker versorgt. Leider macht Sonos wie immer keine Angaben zu deren Leistung, wodurch eine Einordnung in der Reihe der WLAN-Lautsprecher nicht möglich ist.

Sonos Era 300 in der Explosionsansicht: Hier sind die sechs zu den Seiten, nach vorn und oben gerichteten Treiber und Hörner gut zu sehen. (Bildquelle: Sonos)

Der auffällig nach oben abstrahlende Hochtöner mit integriertem Richtungshorn ist speziell für Dolby Atmos konzipiert. Dadurch wird der Schall an die Decke geworfen und dort reflektiert, was die für Dolby Atmos typischen Überkopfeffekte wie z. B. den Überflug eines Flugzeugs erzeugt – der Extrakick für Surroundsound. Bei der Musikwiedergabe sorgt dieser Hochtöner quasi für den räumlichen, oberen Abschluss des virtuellen Klangraums, in dem sich der Hörer befindet. In der Sonos-App können Sie dediziert den Pegel d. h. die Intensität des Höhenkanals auf Ihr persönliches Klangerlebnis abstimmen.

Um Platz für den nach oben gerichteten Treiber zu schaffen, hat Sonos das kapazitive Touch-Bedienfeld leicht nach vorne verschoben. Gleiten Ihre Finger über dessen schmale Rinne, ändern Sie die Lautstärke, was der Sonos-Lautsprecher mit einem Piepton quittiert. Die Änderung setzt der Smart Speaker übrigens sehr schnell um. Das Gleiche gilt für die Wiedergabe- und die Sprachsteuerungstasten. In der Regel steuern Sie den smarten Lautsprecher aber mit der Sonos-App.

Das herausragende Merkmal des Sonos Era 300 ist zweifelsohne Spatial Audio in Verbindung mit Dolby Atmos-Titeln. Es stellt sich aber die Frage, woher man diese speziellen Titel beziehen kann. Stereomusik gibts überall, aber in 3D? Sonos hat sich stets als plattformunabhängig präsentiert, was bedeutet, dass man unabhängig von Gerät oder Streaming-Dienst seine Lieblingsmusik über einen Sonos-Lautsprecher genießen kann.

Das ist zwar immer in puncto Stereomusik immer noch so, bei der räumlichen Audiowiedergabe hat das beim Era 300 aber eine kleine Einschränkung. Aktuelle wird Dolby Atmos-Musik nur von Amazon Music Unlimited und Spatial Audio von Apple Music unterstützt. Beispielsweise steht der Tidal-Katalog mit Dolby Atmos/Raumklang-Titeln noch nicht zur Verfügung.

Sonos Era 300: Wer Musik im Dolby Atmos-Format hören will, kann bisher nur zwischen Amazon Music und Apple Music wählen. (Bildquelle: Amazon)

Endlich Bluetooth UND WLAN an Bord!

Neben dem beeindruckenden Spatial Audio ist die größte Innovation des Sonos Era 300, dass er Musik sowohl über WLAN (bis Wi-Fi 6, IEEE 802.11ax) als auch über Bluetooth empfangen kann. Die Bluetooth-Kopplungstaste ist gut auf der Rückseite versteckt. Bisher gab es Bluetooth nur in den tragbaren Modellen Sonos Roam und Sonos Move zu finden. Der Era 300 ist zwar mit Bluetooth 5.0 ausgestattet, allerdings besitzt er nur die einfachen Audio-Codecs SBC und AAC und nicht die hochwertigen aptX-Codecs. Diese unterstützen mittlerweile viele Smartphones und Kopfhörer. Zusätzlich gibt es einen USB-Typ-C-Anschluss für kabelgebundene Audioquellen.

Sonos Era 300: Bluetooth-Pairing-Knopf und Mikrofonausschalter sind auf der Rückseite. (Bildquelle: Sonos)

Außerdem ist AirPlay 2 (ab iOS 11.4) wieder mit dabei, zusammen mit der Unterstützung von 24-Bit/48 kHz HiRes-Musik von Qobuz und Amazon Music. Auch Sprachsteuerung steht zur Verfügung: entweder über Alexa oder die Sonos-eigene Sprachsteuerung. Letztere konzentriert sich nur auf die Musikwiedergabe und ist vorerst nur in Englisch und Französisch verfügbar. Generell nimmt der Sonos Era 300 Sprachkommandos tadellos entgegen. Um die Privatsphäre zu wahren, gibt es jetzt einen physischen Schalter, mit dem Sie das Mikrofon des Lautsprechers komplett ausschalten können.

Sonos verzichtet auf den Google Assistant

Freunde des Google Assistant müssen jetzt tapfer sein, denn den gibt es beim Era 300 nicht mehr. Eine Änderung in den technischen Anforderungen von Google an Drittanbieter-Geräte hat dazu geführt, dass Sonos vorerst den Google Assistant nicht in den Lautsprecher integriert. Vielleicht wird er ja mit einem späteren Update wieder integriert.

Trotzdem bietet der Era 300 eine beeindruckende Funktionalität, einschließlich der Möglichkeit, eine Vielzahl von Streaming-Diensten zu nutzen, mehrere Räume und Stereopaare zu gruppieren und vieles mehr. Die in der Regel dafür nötige Sonos-App haben wir als sehr benutzerfreundlich empfunden. Da deren ausführlichere Beschreibung den Rahmen des Tests sprengen würde und sie zudem vielen bereits bekannt ist, werden wir nicht weiter auf sie eingehen.

Der Sonos Era 300 im Heimkino-Setup

Extrem nützlich: Mit der Sonos-True-play-Raumkalibrierung (Android und iOS) können Sie den Klang des Era 300 im Hand umdrehen an den Raum anpassen. Diese automatische Einmessfunktion verbessert die Klangqualität des Lautsprechers erheblich und hat in unserem Test sehr gut funktioniert. Wir empfehlen True-play für ein klareres und präziseres Klangerlebnis in jedem Fall zu nutzen. Erst Recht, wenn Sie ein Heimkino besitzen. Denn dadurch werden Laufzeitunterschiede zwischen den Lautsprechern ausgeglichen, wodurch Sie die Aufstellorte der Lautsprecher flexibler wählen können. So perfekt angeordnet, wie im folgenden Bild, müssen Sie die Era 300 also nicht aufstellen.

Sonos Era 300: Macht sich auch gut als Rear-Lautsprecher in einem Dolby Atmos-Setting (Bildquelle: Sons)

Wie auf dem Bild zu sehen, können Heimkino-Fans den Sonos Era 300 in einem Dolby-Atmos-Setting als Multichannel-Rücklautsprecher verwenden. Falls Sie bereits eine Sonos-Soundbar (Arc oder Beam) sowie einen Sonos Sub besitzen, können Sie sich so recht schnell ein platzsparendes 7.1.4-Dolby Atmos-Set fürs Heimkino bauen.

Nach einer Weile des Probehörens kristallisierte sich bei uns vor allem ein Eindruck heraus: Größe und Weite. Die Ausbreitung des Klangs aus einem Lautsprecher dieser Größe in einem 30-m²-Raum ist beeindruckend. Außerdem wirken Instrumente und Stimmen überraschend lebendig. Der Era 300 überzeugt mit knackigen Gitarren bei Rocksongs, treibenden Bässe bei elektronischer Musik und generell klarer, raumgreifender Stimmwiedergabe, ganz ohne Schärfe. Für den gemeinen Popsound aus dem Webradio ist er eigentlich zu schade.

Def Leppard: Drastic Symphonies im Dolby Atmos-Format (Bildquelle: Amazon)

Erst wenn Sie sich hochwertigeren, komplexeren Musikproduktionen widmen, lernen Sie seine akustischen Vorteile kennen und lieben. Gute Beispiele hierfür sind von Klassikorchestern gespielte Alben aus ganz anderen Genres wie z. B. Metallica S&M2, Alex Christensen & The Berlin Orchestra – Classical 90s Dance oder Def Leppard & Royal Philharmonic Orchestra – Drastic Symphonies.

Sound of Silence von Disturbed (Album „Immortalized“) (Bildquelle: Amazon)

Gänsehaut stellt sich auch ein, wenn man sich das „The sound of silence“-Original von Simon & Garfunkel und anschließend die Disturbed-Coverversion anhört. Speziell hier füllt der Sonos Era 300 zuerst mit Simon & Garfunkels Leichtigkeit und Gitarrenspiel den Raum, um ihn dann mit David Draimans extrem dynamischer Darbietung zu fluten. Insgesamt projiziert der Era 300 die Songs mit einem Umfang und einer Dynamik in den Raum, die wir normalerweise von viel größeren Lautsprechern her kennen.

Sonos Era 300 (Bildquelle: Sonos)

Der Sonos Era 300 ist ein WLAN-Lautsprecher in modernem Design und einer beeindruckenden Klangqualität. Die Spatial Audio-Technik macht ihn in seinem Segment zu einem herausragenden Lautsprecher, der den Raum mit Klang wahrlich erfüllt und ein immersives Audioerlebnis bietet. Schade nur, dass man dafür Stand jetzt an Amazon und Apple gebunden ist. Der Preis ist für viele potenzielle Käufer eventuell etwas hoch. Für audiophile Musikliebhaber und Sonos-Bestandskunden ist der Era 300 definitiv eine Überlegung wert.

Alternative zum Sonos Era 300

Der Amazon Echo Studio kostet nur knapp die Hälfte (ca. 240 €), dient als Smart-Home-Zentrale, beherrscht ebenfalls Dolby Atmos, 3D-Sound und lässt sich als Teil der Echo-Familie natürlich per Sprache steuern. Wie der Era 300 verfügt der smarte Amazon-Lautsprecher über eine Einmessfunktion hat aber zusätzlich einen analogen und optischen Audioeingang bereits eingebaut. Zugang zu vielen Streaming-Diensten wie Amazon Music, AppleM, Spotify und Deezer steht ebenfalls zur Verfügung. Allerdings fehlt dem Echo Studio Airplay 2.

Test: Sonos Era 300

80%
80%
Gut

Hochwertiger Multiroom-Lautsprecher mit 3D-Sound (Spatial Audio, Dolby Atmos), Einmessfunktion, Sprachsteuerung und insgesamt sehr gutem, raumgreifenden Klang. Gemessen am Leistungsumfang empfinden wir den Preis aber zu hoch.

Pro
  1. Hochwertige Verarbeitung
  2. Spatial Audio / Dolby Atmos
  3. Audioeinmesssystem
  4. Sehr guter Klang
  5. Wi-Fi 6 + Bluetooth 5
Kontra
  1. Relativ teuer
  2. Kein LAN-Anschluss
  3. 3D-Sound aktuell nur via Amazon Musik und Apple Music
  • Klangqualität
    9
  • Handhabung
    9
  • Funktionsumfang
    8
  • Verarbeitungsqualität
    9
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
    5
  • User Ratings (1 Votes)
    8.4

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