Smart Home AREA

Test: Netatmo Wetterstation

(Bildquelle: Netatmo)

Fazit

Die Netatmo Wetterstation zählt zu den Urgesteinen der immer noch jungen Smart-home- und IoT-Szene (Internet of Things). In den letzten Jahren hat Netatmo die Wetterstation um zusätzliche Module erweitert sowie die Überwachungskamera Welcome und ein Heizungsthermostat für den mobilen Einsatz vorgestellt. Grund genug für uns, das ganze Netatmo-System genauer anzuschauen. Unsere Testreihe startet mit dem ersten und wohl bekanntesten Produkt der Franzosen: der Netatmo Wetterstation.

Netatmo Wetterstation: Edles Design, flexibel aufstellbar

Die Netatmo Wetterstation besteht aus zwei Elementen. Einer Basisstation für Innenräume und einer Außenstation. Bereits beim Auspacken vermitteln die aus Aluminium gefrästen, zylindrischen Wetterstationen einen sehr wertigen Eindruck. Bis auf einen LED-Streifen sowie einen beleuchteten Kunststoffdeckel fehlen jegliche Anzeigeelemente, wie Sie sie sonst von typischen Wetterstationen her kennen. Zur Steuerung und Darstellung der Informationen dient ausschließlich eine App für iOS und Android beziehungsweise ein Webinterface für den PC und das Notebook.

Beide Stationen messen knapp fünf Zentimeter im Durchmesser. Während es die Basisstation auf eine Höhe von knapp 16 cm bringt, ist das Außenmodul mit nur knapp 11 cm deutlich kompakter. Viel Platz nehmen also beide Stationsmodule nicht weg und mit ihrem zeitlosen eleganten Design, fallen sie in keiner Umgebung unangenehm auf. Ein weiterer Unterschied besteht in der Energieversorgung. Die Basisstation bezieht permanent Strom über den Micro-USB-Anschluss. Dagegen funktioniert die Außenstation mit zwei AAA-Batterien, die Netatmo gleich mitliefert. Zum Lieferumfang gehört ebenfalls ein Klettband, mit dessen Hilfe Sie das Außenmodul an Stangen oder Rohren sicher befestigen. Natürlich funktioniert die Einheit genauso gut, wenn Sie sie auf einen Tisch stellen, an einen Nagel oder Vorsprung hängen. Dafür sorgt eine Aussparung auf der Rückseite.

Alle Module der Netatmo-Familie sind so kompakt, dass Sie im Wohnraum nicht auffallen.
Alle Module der Netatmo-Familie sind so kompakt, dass Sie im Wohnraum nicht auffallen. (Bildquelle Netatmo)

Wo immer Sie die Außenstation aufstellen, Sie sollten sie nicht direkt Wettereinflüssen aussetzen. Vermeiden Sie nach Möglichkeit direkte Sonneneinstrahlung und achten Sie darauf, dass Ihre Wetterstation nicht im Regen steht. Für elektronische Geräte gelten eben andere Voraussetzungen, wie für ein simples Quecksilberthermometer. Allerdings gibt sich Netatmo sehr wortkarg, was Ursache und Folgen anbelangt: Mehr als eine Warnung in Form eines Piktogramms in der Installationsanleitung gibt es nicht. Hier hätten wir uns mehr Informationen vom Hersteller gewünscht.

Zu viel direkte Hitze – der offizielle Messbereich reicht von -40° bis 65° – kann die Temperaturmessungen stören und Kurzschlüsse verursachen. (Spritz-) Wasserschutz wird an keiner Stelle erwähnt und ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gegeben. Enttäuschend. Insbesondere in dieser Preisklasse. Zur Ehrenrettung sei allerdings angemerkt, dass sich das Außenmodul in den letzten drei sibirischen Münchener Wintern und den tropischen Sommerperioden keinen Aussetzer geleistet hat.

Die Basisstation ist knapp 16 cm, das Außenmodul nur knapp 11 cm hoch. (Bildquelle: Netatmo)

In unserem Testszenario hängt die Außenstation in ca. 2 Metern Höhe an einer Regenrinne unter einem Vordach. Dieser Aufbau bringt zwangsweise einen weiteren Aspekt ins Spiel, der nichts mit den Netatmo Geräten zu tun hat. Während der sehr heißen Sommerphase 2015 erhitzte sich der ganze Balkon so extrem, dass wir Temperaturen von bis zu 50° Celsius gemessen haben. Das sind natürlich unrealistische Zahlen für eine Stadt wie München – selbst in einem wunderbar sonnenreichen Sommer. Sie sollten sich also im Voraus Gedanken machen, wo und wie Sie die Netatmo Wetterstation aufstellen, um möglichst realistische Messergebnisse zu erzielen.

Die Netatmo Wetterstation richten Sie im Nu ein. Dafür schließen Sie die Basisstation per Micro-USB-Kabel an Ihren Rechner an, laden sich den Installationsassistenten von der Homepage und starten ihn. Die Software erkennt das Gerät, prüft den Status der Firmware und führt Sie durch die weiteren Schritte. Unter anderem melden Sie dabei die Wetterstation bei Ihrem WLAN (2,4 GHz) an, was übrigens zwingende Voraussetzung ist, um die Netatmo Wetterstation zu nutzen. Einen Anschluss für ein Netzwerkkabel gibt es nicht. Für die Synchronisation mit der App und dem Internetportal müssen die Daten mit speziellen Netatmo-Cloud-Servern synchronisiert werden, d. h. es muss eine Internetverbindung vorhanden sein. Dazu aber später mehr.

Von allen Netatmo Wettereinheiten muss sich aber nur die Basisstation mit Ihrem WLAN verbinden. Sie stellt die Schnittstelle ins Internet und somit zu Ihren Apps dar. Intern fungiert sie als Zentrale für alle weiteren angeschlossenen Netatmo-Geräte wie zum Beispiel der Außenstation. Mit dieser kommuniziert sie auf einem eigenen Funkkanal – unabhängig von Ihrem drahtlosen Netzwerk. Netatmo verspricht so Funkreichweiten von bis zu 100 Metern. Mit WLAN wären diese Distanzen nicht realisierbar.

Die Installation der Netatmo Wetterstation ist extrem einfach. Die Software erkennt das Gerät, prüft den Status der Firmware und führt Sie durch die weiteren Schritte. (Bildquelle: Netatmo)

Die Nutzung eines eigenen Funknetzes vereinfacht die Inbetriebnahme des Außenmoduls und aller weiterer Netatmo-Geräte, denn die Basisstation muss sie nur noch erkennen. Sobald Sie diese einmal eingerichtet haben, wählen Sie in der App nur noch die Option „Eine neue Station installieren“ und drücken die Taste auf der Oberseite der Basisstation bis die Station blau leuchtet. Nach dem Einlegen der Batterien in das neue Gerät erkennt die Installationsroutine den Neuling im Netatmo-Funknetz und fügt ihn hinzu. Einfacher geht es nicht.
Alternativ nutzen Sie wieder die Installationsroutine an Ihrem Computer. Dieses Procedere geht genau so schnell vonstatten, allerdings muss dafür die Basisstation (noch) mit Ihrem Rechner verbunden sein.

Zusätzlich zu den beiden Temperatursensoren aus dem Startpaket, können Sie das Netatmo-System um insgesamt fünf weitere Klimasensoren erweitern. Bis zu drei zusätzliche Innenmodule erlaubt Netatmo. Innenmodule sind kleinere Ausführungen der Basisstation, die wie die Außenstation mit einer proprietären Funkverbindung arbeiten und die Sie separat erwerben müssen. Überdies besteht die Möglichkeit, die Wetterstation, um zwei Außenmodule (Netatmo Regenmesser und Netatmo Windmesser) zu erweitern. So steuern Sie einen Verbund von bis zu sieben Einheiten.

Neben der Temperatur misst die Netatmo Wetterstation in Ihrer Wohnung die Luftfeuchtigkeit, den Luftdruck, den CO2-Gehalt und die Lautstärke der Umgebung. Das Außenmodul verzichtet auf die Lautstärkemessung und CO2-Analyse. Dafür bietet es eine Bewertung der Luftqualität, indem es beispielsweise den Ozongehalt der Umgebung analysiert.

Die ermittelten Daten sammelt die Basisstation von allen angeschlossenen Netatmo-Einheiten ein und leitet sie gebündelt an die Netatmo-Server weiter. Diese Informationen aus der Cloud sind es dann, die die App (bzw. das Onlineportal) Ihnen anzeigt. Der große Vorteil dieser Art der Datenspeicherung: Sie ermöglicht eine Ad-hoc-Langzeitanalyse.

„Wie war das Wetter letztes Jahr an Weihnachten am Nachmittag?“ – „Warte mal …“ – sofern Sie die Netatmo Wetterstation zu diesem Zeitpunkt bereits in Betrieb hatten, steht Ihnen die Antwort auf diese Frage mit ein paar Fingerwischern bzw. Klicks zur Verfügung. Ebenso können Sie sich die Temperatur-, CO2-, oder Luftfeuchtigkeitsentwicklung über beliebig lange Zeiträume in einem Graphendiagramm ansehen.

Temperatur-, CO2-, oder Luftfeuchtigkeitsentwicklung können Sie sich über beliebig lange Zeiträume in einem Graphendiagramm ansehen. (Bildquelle: Smart home AREA)

Die Cloud-Speicherung hat aber einen gewichtigen Nachteil: Zum einen wissen Sie nicht, wo in der Welt die Netatmo-Server stehen und somit Ihre Daten liegen. Zum anderen, könnten die Server oder die Verbindung zu ihnen zeitweise oder dauerhaft ausfallen. Das würde die Wetterstation mehr oder weniger funktionsuntüchtig machen. In den drei Jahren, die wir die Wetterstation nunmehr nutzen, haben wir allerdings keinen einzigen derartigen Ausfall erlebt. Und nachdem es sich bei den Wetterdaten um wenig sensibles Datenmaterial handelt, haben wir an der Online-Speicherung auch keinen Anstoß genommen. Für manchen potenziellen Käufer mag eine Speicherung in der Cloud aber ein Ausschlußkriterum sein.

Einem Datenverlust können Sie allerdings proaktiv entgegen treten. Über das Web-Interface haben Sie die Möglichkeit, Ihre Klimadaten als CSV- oder Excel-Dateien herunterzuladen und nach eigenem Gusto weiter zu verwenden.

In der App bietet Netatmo zwei Betrachtungsmodi an. Die Hauptansicht ist dreigeteilt und zeigt die Werte der beiden Wetterstationen (Innen und Außen) sowie eine 7-tägige Wettervorhersage. Sehr nett: Ein Informationsbutton legt eine „Erklärungsebene“ über die angezeigten Symbole und Werte, die Ihnen die Informationen kurz und prägnant erklärt. Auf Tablets wechseln Sie über einen weiteren Schalter in die Langzeitanalyse. Diese zeigt Ihnen grafisch die aufgezeichneten Messwerte der einzelnen Sensoren über die gesamte Betriebsdauer der Wetterstation an. Auf Geräten mit kleinerem Display (Smartphone), rufen Sie diese Anzeige durch einen Wechsel vom Hoch- zum Querformat auf.

Das Webinterface der Netatmo Wetterstation bietet etwas mehr Informationen z.B. eine 7-Tage-Wettervorhersage. (Bildquelle: Smart home AREA)

Etwas modularer hat Netatmo das Webinterface aufgebaut. Sie erreichen es durch die Eingabe von https://my.netatmo.com/ in einem beliebigen Browser. Hier finden Sie sämtliche Sensoren untereinander an der linken Bildschirmhälfte aufgereiht. Sie können selbst wählen, ob Sie die Langzeitgrafik für ausgewählte Werte, wie eine 7-Tage Wettervorhersage, dazu schalten möchten oder nicht.

Sofern Sie ein Smartphone oder Tablet mit Internet-Zugang (WLAN oder LTE/UMTS) bei sich haben, können Sie von überall einen Blick auf Ihre aktuellen Klimadaten werfen. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, sich bei einer Grenzwertüberschreitung auf Ihrem Smartphone oder Tablet informieren zu lassen. Das ist nützlich, wenn beispielsweise der CO2-Gehalt in ungesunde Höhen vorstößt. In diesem Fall empfiehlt Ihnen die App umgehend, mal wieder zu lüften.

Dem Onlinedienst IFTTT werden Sie auf Smart home AREA noch häufig begegnen. IFTTT steht für „If this then that“ und verknüpft für bestimmte Aktionen unterschiedliche Online-Plattformen miteinander. Beispielsweise können Sie ein Aktionsmuster (IFTTT-Rezept) einrichten, das jeden Ihrer Facebook-Beiträge automatisch in Ihrer Dropbox, beziehungsweise in Ihrem Evernote-Konto speichert. Oder Sie lassen jeden Ihrer Foursquare-Einträge in einem Google-Spreadsheet eintragen. Im Prinzip können Sie endlos weitere Aktionen hinzufügen.

Per IFTTT können Sie die Netatmo Wetterstation und alle Module mit anderen smarten Geräten, Apps und Websites verbinden. (Bildquelle: Smart home AREA)

Das funktioniert allerdings nicht nur mit Online-Diensten. Immer mehr smarte Hardware macht sich IFTTT zu Nutze, um immer mehr IoT-Geräte (Internet of Things) miteinander zu verschalten. Selbstredend macht die Netatmo Wetterstation hier keine Ausnahme und öffnet Ihnen auf diese Weise die Tür für etliche zusätzliche Möglichkeiten. Ein Beispiel. Posten Sie automatisch eine Getränkebestellung auf Facebook, wenn die Innentemperatur 35° übersteigt. Schicken Sie Ihrem Mitbewohner oder Ihren Kindern automatisch eine Direktnachricht, wenn die Lautstärke im Wohnzimmer überhandnimmt. Verknüpfen Sie Ihre Wetterstation mit einer HUE Lampe und lassen Sie sie rot leuchten, wenn der CO2-Spiegel zu hoch ist, oder blau leuchten, wenn die Außentemperatur +2° unterschreitet.

Die Netatmo Wetterstation ist ein tolles Gadget fürs Smart home: hochwertig, schick und intuitiv in der Bedienung. Darüber hinaus ist das System modular aufgebaut und wird ständig um neue Einsatzbereiche erweitert. Das hat allerdings seinen Preis. Rund 170 Euro veranschlagt Netatmo für die Wetterstation (Außenmodul und Basisstation). Jedes weitere Innenmodule schlägt mit 70 Euro zu Buche.

Die App, die Installationsroutine und die Handhabung haben uns auf ganzer Linie überzeugt. Demgegenüber irritiert die nebulöse Informationspolitik um die Wetterverträglichkeit des Außenmoduls und der zwingende Internet-Zugang. Eine direkte Echtzeitverbindung zur Basisstation kombiniert mit einer Cloud-Speicherung für die Langzeitanalyse, wäre in unseren Augen die bessere Alternative.

https://youtu.be/6zFsmwUdGcs

Preisvergleich Netatmo Wetterstation

Innenmodul

Temperatur

 

Messbereich

0 bis 50 °C

Auflösung

0,1 °C

Genauigkeit

± 0,3 °C (Eingabe einer fixen Abweichung möglich)

Luftfeuchtigkeit

 

Messbereich

0 bis 100 % rel. Feuchte

Auflösung

1 %

Genauigkeit

± 3 %

Luftdruck

 

Messbereich

260 bis 1.160 hPa

Auflösung

1 hPa

Genauigkeit

± 1 hPa

Kohlendioxid / CO2

 

Messbereich

0 bis 5.000 ppm

Auflösung

1 ppm

Genauigkeit

± 50 ppm oder ± 5 % (automatische Kalibrierung)

Lautstärke

 

Messbereich

35 bis 120 dB

Messintervall

5 min

Anschlüsse:

Micro-USB

WLAN

802.11 b/g/n

 

Außenmodul

Temperatur

 

Messbereich

-40 °C bis +65 °C

Auflösung

0,1 °C

Genauigkeit

± 0,3 °C (Eingabe einer fixen Abweichung möglich)

Luftfeuchtigkeit

 

Messbereich

0 bis 100 % rel. Feuchte

Auflösung

1 %

Genauigkeit

± 3 %

Messintervall

5 min

Reichweite

bis zu 100 Meter (lt. Hersteller)

 

Preisvergleich Netatmo Wetterstation

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